Vorurteile gegen Windkraft

Der Ausbau der Windenergie wird beanstandet. Oft sind es jedoch Vorurteile gegen Windkraftanlagen, die wissenschaftlich nicht haltbar sind. Häufig wird behauptet, dass die Windenergie keine Auswirkungen auf die CO2-Emissionen hat. Erneuerbare Energien haben im Jahr 2018 fast 184 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent vermieden, davon 74,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent durch Windenergie.

Windkraftanlagen werden auch beschuldigt, Vögel zu vernichten. Tatsächlich können Vögel mit den Rotorblättern einer Windkraftanlage kollidieren und dabei sterben. Es gibt jedoch strenge Richtlinien für den Bau von Windkraftanlagen, und die Windenergienutzung in Gebieten mit gefährdeten Vogelarten kann verboten oder eingeschränkt werden. Windkraftanlagen töten weniger Vögel als gemeinhin angenommen: 10.000 bis 100.000 Vögel kommen jedes Jahr durch Windkraftanlagen ums Leben. Im Vergleich dazu sterben jedes Jahr 100 bis 115 Millionen Vögel, weil sie gegen Glasflächen von Gebäuden fliegen, und weitere 70 Millionen sterben durch den Schienen- und Straßenverkehr.

Darüber hinaus wird die Energieeffizienz von Windkraftanlagen in Frage gestellt. Tatsächlich produzieren Windturbinen innerhalb von drei bis sieben Monaten nach ihrer Inbetriebnahme genug Energie, um den Bedarf für ihren Bau, ihren Betrieb und ihre Stilllegung zu decken. Danach liefern Windturbinen in der Regel noch mindestens 20 Jahre lang saubere Energie. Anlagen, die Strom mit nuklearen oder fossilen Brennstoffen erzeugen, können eine solche Amortisation nicht erreichen, da die Energieerzeugung eine ständige Zufuhr von Brennstoff erfordert.

Außerdem hält sich hartnäckig der Mythos, dass Windturbinen nach 20 Jahren auf der Sondermülldeponie landen. Windkraftanlagen hingegen müssen nach diesem Zeitraum nicht stillgelegt werden; lediglich die Subventionen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes laufen aus. Daher können sie gewartet oder durch Repowering aufgerüstet werden. Teile von Windkraftanlagen können recycelt und anderweitig genutzt werden.

Ein weiterer Streitpunkt ist, dass Windkraftanlagen Infraschall erzeugen, der als gesundheitsschädlich gilt. Als Infraschall werden Geräusche bezeichnet, deren Frequenz unterhalb der des menschlichen Gehörs liegt. Der Infraschallbereich umfasst Töne mit Frequenzen unter 20 Hertz. Wenn der Wind die Rotorblätter einer Windkraftanlage umströmt, wird Infraschall erzeugt. Wind, Wasserfälle und Meereswellen zum Beispiel erzeugen alle Infraschall. Infraschall wird auch von Klimaanlagen und Heizungen, Flugzeugen und Disco-Lautsprechersystemen erzeugt. Eine Windkraftanlage erzeugt im Vergleich zu anderen Quellen nur sehr wenig Infraschall. Bislang wurden in Messprojekten oder Studien keine Hinweise auf negative gesundheitliche Auswirkungen der von Windkraftanlagen ausgehenden Infrarotstrahlung gefunden. Stattdessen wurde festgestellt, dass die niederfrequenten Schallpegel in der Nähe von Windkraftanlagen zu niedrig sind, um Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder vorübergehenden Hörverlust zu verursachen. Andererseits ist bekannt, dass Discobesuche zu vorübergehenden Hörschäden führen können.

Kritiker der Windkraft argumentieren häufig, dass erneuerbare Energien keine Versorgungssicherheit bieten können. Wissenschaftliche Studien aus Deutschland und anderen Ländern widerlegen dies jedoch. Zudem zeigen die Fakten, dass dieses Argument nicht haltbar ist: 2019 deckten die erneuerbaren Energien bereits 44 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland. Wind- und Solarenergie brauchen einfach mehr Netzflexibilität und Speichermöglichkeiten. Die deutsche Stromversorgung steht auf dem Prüfstand, im internationalen Vergleich gilt sie als sehr sicher. Andere Länder, wie z.B. Dänemark, setzen bei der Stromerzeugung stark auf erneuerbare Energien.